Jobabbau im Stahlgeschäft: Scharfe Kritik von Betriebsräten an Thyssenkrupp / Foto: Ina FASSBENDER - AFP/Archiv
Arbeitnehmervertreter haben die Pläne des Industriekonzerns Thyssenkrupp, tausende Stellen in seiner Stahlsparte abzubauen, scharf kritisiert. Der Stahlvorstand habe mit seinem am Montag vorgelegten Eckpunktepapier "eine Grenze überschritten", sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Tekin Nasikkol, am Mittwoch in Duisburg. Mit ihm werde es keine Verhandlungen geben, solange betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen nicht vom Tisch sind.
Am Mittwoch trafen sich der Gesamtbetriebsrat von Thyssenkrupp und die Betriebsräte der verschiedenen Standorte der Stahlsparte. Auch der Vorstand von Thyssenkrupp Steel war den Angaben zufolge bei der nichtöffentlichen Sitzung vertreten.
Im Anschluss sprach Nasikkol von einer "sehr emotionalen Veranstaltung". Dem Vorstand warf er vor, nicht die Zukunftsfähigkeit der Stahlsparte im Blick zu haben, sondern nur den Verkauf des Unternehmensteils voranzutreiben zu wollen. Es handele sich nicht um ein "Zukunftskonzept" für den Geschäftsbereich, sondern um ein "Schrumpfungskonzept". Der Konzernvorstand in Essen vertrete "ausschließlich die Interessen der Aktionäre".
Die Stahl-Tochter von Thyssenkrupp hatte am Montag angekündigt, bis 2030 insgesamt 11.000 von insgesamt 27.000 Stellen abbauen oder auslagern zu wollen. Der Standort in Kreuztal-Eichen soll komplett geschlossen und ein weiteres Werk verkauft werden. Grund seien Veränderungen auf dem Stahlmarkt.
Die Stahlsparte von Thyssenkrupp kriselt seit Jahren, der Konzern will die Stahl-Tochter verkaufen. Die Firma EP Group des tschechischen Geschäftsmannes Daniel Kretinsky hat bereits einen Anteil von 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel gekauft; weitere 30 Prozent sollen folgen. Mit dem Investor ist das "Zukunftskonzept" nach Angaben des Unternehmens abgesprochen.
Die Betriebsräte erklärten am Mittwoch, sich den "Realitäten nicht versperren" zu wollen. "Wir haben schon immer Höhen und Tiefen gehabt", sagte Ali Güzel, der Betriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel am Standort Duisburg. Dabei habe es aber auch immer Gespräche mit Arbeitnehmervertretern gegeben. Dass diese nun ausgeblieben seien "gefällt uns nicht", sagte Güzel. Die Belegschaft sei "maximal verunsichert".
Der Betriebsratsvorsitzende des Standorts Kreuztal-Eichen griff das Unternehmen scharf an. Es gebe "keine Kompetenz" bei den Vorständen. Im vorgelegten Konzept "steckt kein Plan, keine Zukunft drin", sagte Helmut Renk. Das Management versuche, sich auf "Kosten der Menschen zu sanieren". Nasikkol kritisierte auch den Zeitpunkt der Entscheidung in der Vorweihnachtszeit. Dies zeuge von "Respektlosigkeit und von wenig Fingerspitzengefühl" und sei "absolut falsch und inakzeptabel".
Verhandlungen zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und der Stahlsparte könne es erst geben, wenn der Vorstand die angekündigte Standortschließung zurücknimmt und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt, machten die Betriebsräte deutlich.
M.Arya--BD